Entwicklung der Wasserqualität der Ruhr

Der chemische Sauerstoffbedarf (CSB) ist ein Maß für die organische Belastung eines Gewässers. Er kennzeichnet die Menge an Sauerstoff, die zur chemischen Oxidation der im Wasser enthaltenen organischen Stoffe erforderlich ist. In den 1970er Jahren waren in der Ruhr bei Essen noch Konzentrationen bis zu 20 mg/l CSB vorhanden. Im Zuge der kontinuierlich verbesserten Reinigungsleistung bei der Abwasserbehandlung sind Gehalte kontinuierlich gesunken und bewegen sich seit zwölf Jahren mit zwei Ausnahmen stets unter 10 mg/l.

Phosphor gelangt im Wesentlichen über kommunale Abwässer und Einträge aus der Landwirtschaft in die Oberflächengewässer. Mit dem Ziel, unerwünschte Entwicklungen von Wasserpflanzen, vor allem Algen, zu limitieren, wurden die Konzentrationen dieses Pflanzennährstoffs in den Gewässern des Verbandsgebiets in den letzten 47 Jahren durch Anwendungsbeschränkungen, durch die Phosphatfällung in den Kläranlagen und den optimierten Einsatz von Düngemitteln deutlich vermindert. Waren in den 1970er Jahren noch Werte von knapp 1 mg/l Gesamt-Phosphor (TP) vorhanden, sind seit fast fünfzehn Jahren Werte vorhanden, die mit knapp 0,1 mg/l etwa zehn Prozent der damaligen Belastung ausmachen und einen guten Zustand kennzeichnen.

Ammonium ist aufgrund seiner sauerstoffzehrenden Wirkung und der Fischtoxizität von Ammoniak, das bei höheren pH-Werten und Wassertemperaturen im Gewässer entsteht, unerwünscht. Zu den Haupteintragspfaden zählen diffuse Quellen (z. B. aus der Landwirtschaft) und gereinigtes Abwasser. In der Ruhr bei Essen-Rellinghausen traten in den 1970er Jahren im Winter zeitweise noch Spitzenkonzentrationen über 2 mg/l Ammonium-Stickstoff bei einem Jahresdurchschnitt bis zu 1 mg/l auf. Als Reaktion auf das u. a. durch Ammonium/Ammoniak verursachte Robbensterben und die Algenpest in der Nordsee verschärfte gesetzliche Anforderungen an die Abwasserreinigung erlassen. Daraufhin hat der Ruhrverband bis Ende 2005 seine Kläranlagen so ausgebaut, dass Ammonium-Stickstoff (NH4-N) in Nitrat-Stickstoff und dieser wiederum überwiegend in Luftstickstoff umgewandelt wird. Der Erfolg ist ein durchschnittliches Konzentrationsniveau um 0,04 mg/l NH4-N, das seit nunmehr 14 Jahren Bestand hat und eine gute bis sehr gute Gewässerqualität indiziert.

Schwermetalle gehören durch den stetigen Kontakt des Wassers mit dem Boden zu den natürlichen Inhaltsstoffen von allen Gewässern. Ihre Konzentrationen werden aber auch vor allem in industrialisierten Regionen, wie dem Ruhrgebiet, anthropogen beeinflusst. Diesen Beeinträchtigungen konnten in den letzten 40 Jahren durch verschiedenen abwassertechnische Maßnahmen vor allem in den metallbe- und -verarbeitenden Betrieben aber auch in den Kläranlagen im Ruhreinzugsgebiet entgegengewirkt werden. Am Beispiel von Nickel, dessen Konzentration von durchschnittlich 65 µg/l Anfang der 1970er Jahre auf ein Niveau um 3 µg/l gesunden ist, ist hier die Effizienz der umgesetzten Reinigungs- und Betriebsmaßnahmen dargestellt.

Auch unter den Anzeichen des Klimawandels, der der in den letzten zehn Jahren vermehrt zu ausgesprochenen Trocken- und Niedrigwasserphasen führte, bleibt festzustellen, dass sich hinsichtlich der Ruhrwasserqualität kaum Veränderungen ergeben haben. Dies wird an der Gewässergüte im Baldeneysee deutlich, die es trotz der Klimaveränderungen ermöglicht hat, dort seit Jahren eine Badestelle entsprechend der Vorgaben der Badegewässerverordnung zu betreiben.