Kläranlage Gevelsberg: Anspruchsvoller Tauchereinsatz im Faulbehälter

„Nassräumung“ in 30 Metern Tiefe und völliger Dunkelheit erspart teure Entleerung

Der Arbeitseinsatz im 30 Meter tiefen Faulbehälter erfordert eine komplette Tauchmontur und Sicherheitsausrüstung.

Die Taucher arbeiten bei 37 Grad Schlammtemperatur und in völliger Dunkelheit.

Auf der Kläranlage Gevelsberg des Ruhrverbands sind in den letzten Wochen spezialisierte Fachkräfte buchstäblich „auf Tauchstation“ gegangen. Der Grund: Nach rund 20 Betriebsjahren haben Ablagerungen und Verzopfungen im Faulbehälter dazu geführt, dass das Laufrad des Faulraummischers verschlissen ist und der Schlamm nur noch ungenügend umgewälzt wird.

Wie viel Material sich tatsächlich am Boden des rund 4.500 Kubikmeter fassenden Faulbehälters abgesetzt hat, haben Industrietaucher einer österreichischen Spezialfirma im Rahmen einer Bestandsanalyse festgestellt, die mehrere Tauchgänge erforderte. Maximal eine halbe Stunde blieben die Taucher dabei in 30 Metern Tiefe; das Auftauchen erfolgte in Etappen, um das Auftreten der gefürchteten Dekompressionskrankheit zu verhindern.

Auch die nun anstehende Entfernung der Ablagerungen wird von Tauchern vorgenommen werden. Diese so genannte „Nassräumung“ der hartnäckigen Sedimente erspart eine zeitraubende und teure Entleerung des Faulbehälters und soll voraussichtlich etwa drei Wochen dauern. Das Material wird unter hohem Luftdruck losgespült und aus dem Behälter abgesaugt, ehe es über die Kammerfilterpressen der Kläranlage entwässert und schließlich entsorgt wird. Neben der völligen Dunkelheit stellt die anstrengende körperliche Tätigkeit in voller Tauchmontur und mit Sicherheitsausrüstung im rund 37 Grad warmen Schlamm eine weitere Herausforderung dar.

Nach der aufwändigen Reinigung und dem Ersatz des verschlissenen Mischerlaufrades wird der Faulbehälter voraussichtlich Mitte April wieder voll einsatzbereit sein. Rund 20 Tage bleibt der bei der Abwasserreinigung anfallende überschüssige Klärschlamm im Schnitt im Faulbehälter. Bei dem dort stattfindenden „Ausfaulen“ entsteht Klärgas, das im Blockheizkraftwerk (BHKW) der Kläranlage Gevelsberg zur Energiegewinnung genutzt wird. Mit dem Strom aus BHKWs und anderen regenerativen Quellen wie Photovoltaik und Wasserkraft deckt der Ruhrverband mittlerweile rund 46 Prozent des Stromverbrauchs seiner 66 Kläranlagen.

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