„Essen macht´s klar“ sensibilisiert im Umgang mit Arzneimitteln

Gemeinsame Aktion von Emschergenossenschaft, Ruhrverband und Stadt Essen ist ein Aufruf an Essens Bevölkerung, abgelaufene Medikamente über den Hausmüll zu entsorgen

Essen. Abgelaufene Arzneimittel – egal ob in fester oder flüssiger Form – haben nichts in der Toilette oder im Abfluss zu suchen! Sie gehören in den Hausmüll, werden anschließend in der Müllverbrennung rückstandslos verbrannt. Mit der Initiative „Essen macht´s klar – Weniger Medikamente im Abwasser“ initiieren die beiden Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Ruhrverband gemeinsam mit der Stadt Essen im „Grüne Hauptstadt“-Jahr ein vom Landesumweltministerium gefördertes Forschungsprojekt: Ziel ist es, neben Essens Bürgerinnen und Bürgern auch Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker für den verantwortungsbewussten Umgang mit Medikamenten zu sensibilisieren. Denn Medikamentenrückstände im Abwasser können selbst in modernen Großkläranlagen nur teilweise herausgefiltert werden. Schwer abbaubare Medikamente landen letzten Endes im Wasserkreislauf. Das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt soll nach Abschluss im Dezember 2018 auch auf andere Kommunen übertragbar sein!

Wenn auch nur in geringsten Konzentrationen, können derzeit rund 150 Arzneimittelwirkstoffe in bundesdeutschen Gewässern nachgewiesen werden. Wie genau sich diese Arzneimittelrückstände auf die aquatische Fauna und Flora auswirken, lässt sich aktuell noch nicht mit Sicherheit sagen. Klar ist jedoch, dass einige Lebewesen im Wasser empfindlich auf bestimmte Wirkstoffe reagieren. Vor diesem Hintergrund startet jetzt „Essen macht´s klar – Weniger Medikamente im Abwasser“, um die Bevölkerung, aber auch weitere relevante Akteure wie Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker für die Minderung von Medikamentenrückständen im Wasserkreislauf zu sensibilisieren. Denn immer noch entsorgen zu viele Menschen, oftmals aus Unwissen, Altmedikamente über Toilette oder Spüle, so dass diese über die Kanalisation in den Kläranlagen landen. Dabei gehören abgelaufene Arzneimittel in den Hausmüll! Die Aktion soll gleichzeitig für einen reduzierten Verbrauch von Medikamenten bzw. Einsatz von umweltfreundlichen Alternativen sensibilisieren.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen und die beiden Vorstände von Ruhrverband und Emschergenossenschaft, Prof. Dr. Norbert Jardin und Dr. Uli Paetzel, übernehmen die Schirmherrschaft für dieses vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium zu 80 Prozent geförderten Projektes. Mit einer Auftaktveranstaltung am 14. Juni 2017 im Essener Franz-Sales-Haus startet die Aktion „Essen macht´s klar“. Interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich bei dem Projekt z. B. als Multiplikatoren im Bildungs- oder Umweltbereich bzw. ehrenamtlich einbringen möchten, sind dazu herzlich eingeladen. Aufgrund begrenzter Plätze ist eine Anmeldung über die Homepage www.machts-klar.de oder per E-Mail an [email protected] erforderlich!

In der Folge sind neben einer Projekt-Website auch Aufklärungsmaßnahmen für Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker innerhalb Essens geplant. Schon jetzt hat der Apothekerverband Essen-Mülheim seine Kooperation zugesagt. Geplant sind außerdem Informationsmaterialien für Essener Bürgerinnen und Bürger direkt in den Wartezimmern bei Ärzten bzw. auch Kliniken. Im Rahmen einiger Veranstaltungen der Grünen Hauptstadt Europas wird „Essen macht´s klar“ ebenfalls aktiv werden.

Auch ein Bildungspaket für Schulen, universitäre Bildung und berufliche Weiterbildung wird geschnürt: Gemeinsam mit der Didaktik Biologie an der Universität Duisburg-Essen entstehen gerade 10 Forscherboxen für Lehrerinnen und Lehrer, die diese kostenfrei ab Ende dieses Jahres für den eigenen Unterricht ausleihen können. Die Fortbildung von Mitarbeitern in Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten sowie pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTAs) steht ebenfalls auf dem Plan.

Hintergrund:
Ein ähnliches Projekt mit breitgefächerter Öffentlichkeitsarbeit wurde 2013 bis 2015 bereits in der Stadt Dülmen durchgeführt (www.dsads). Für Großstädte wie Essen liegen jedoch noch keine Erfahrungen zu Sensibilisierungsmaßnahmen der breiten Bevölkerung vor. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung („älter werdende Bevölkerung“) ist mit steigenden Arzneimitteleinträgen in Deutschlands Gewässern zu rechnen. Neben der weitergehenden Behandlung von Abwässern in den Kläranlagen (Stichwort „Erprobung der vierten Reinigungsstufe“) und der Trinkwasserproduktion kommt auch dem menschlichen Eintragsweg große Bedeutung zu: Die Bevölkerung kann selbst dazu beitragen, möglichst wenig Medikamentenrückstände im Gewässer ankommen zu lassen.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtlicher Wasserwirtschaftsverband und wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet. Ihre Aufgaben sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden.

Der Ruhrverband
Der Ruhrverband ist verantwortlicher Träger der umfassenden Wasserwirtschaft im gesamten Flussgebiet der Ruhr mit einem System von Talsperren zur Bewirtschaftung der Wassermengen für rund 4,6 Millionen Menschen und einem flächendeckenden Netzwerk von Abwasserbehandlungsanlagen und Ruhrstauseen zur Reinhaltung der Gewässer für 60 Kommunen.

Über Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017
Am 18. Juni 2015 hat die Europäische Kommission der Stadt Essen den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ verliehen. Mit dem Titel wird eine europäische Stadt ausgezeichnet, die nachweislich hohe Umweltstandards erreicht hat und fortlaufend ehrgeizige Ziele für die weitere Verbesserung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung verfolgt. Essen ist die grünste Stadt in Nordrhein-Westfalen und drittgrünste in ganz Deutschland. Im „Grüne Hauptstadt“-Jahr werden zahlreiche Veranstaltungen, Kongresse und Bürgerprojekte stattfinden, um nachhaltige Prozesse und Entwicklungen anzustoßen, die dauerhaft die Lebensqualität der Stadt Essen sichern und verbessern. Dabei ist die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger von entscheidender Bedeutung. Die Stadt Essen, die als einzige europäische Stadt die Titel Kulturhauptstadt (2010) und Grüne Hauptstadt Europas trägt, startet 2017 in eine Grüne Dekade: Der Emscher-Umbau wird 2020 abgeschlossen sein, im Jahr 2022 findet die Ergebnispräsentation der KlimaExpo.NRW statt und im vergangenen Dezember erhielt die Region den Zuschlag für die Internationale Gartenausstellung 2027.

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