Wasserqualität trotz Hitze und Trockenheit hervorragend

Ruhrverband und AWWR stellen 46. Ausgabe des Ruhrgüteberichts vor

Prof. Norbert Jardin, Vorstand Technik des Ruhrverbands (l.) und Roland Rüther, Vorsitzender der AWWR (r.) bei der Vorstellung des Ruhrgüteberichts 2018.

Der Ruhrverband und die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) haben am 18. September 2019 in Essen den aktuellen Ruhrgütebericht vorgestellt. Anlässlich der Veröf-fentlichung der mehr als 200 Seiten starken 46. Ausgabe des Berichts zeigte sich Prof. Norbert Jardin, Vorstand Technik des Ruhrverbands, sehr zufrieden mit den aktuellen Daten: „Die Talsperren des Ruhrverbands haben das Ruhrgebiet trotz der bereits im zweiten Jahr anhaltenden Trockenheit vor Wasserknappheit bewahrt. Gleichzeitig war die Wasserqualität von Ruhr und Lenne immer gut. Zu verdanken ist dies den hohen Reinigungsleistungen der Kläranlagen und den Wasserabgaben aus unserem Talsperrensystem. Seit April 2019 waren Wasserzuschüsse aus den Talsperren an 119 Tagen erforderlich, um den Mindestabfluss an der Ruhr bei Schwerte zu gewährleisten.“

Zu Einschränkungen bei den Wasserentnahmen oder zu ökologischen Problemen, wie sie aus anderen Fließgewässern in der Republik berichtet wurde, kam es im Ruhreinzugsgebiet nicht. Dies beweisen die zahlreichen Messergebnisse, die im Ruhrgütebericht dokumentiert und mit langjährigen Messreihen verglichen werden. Die Anforderungen für die Sauerstoffkonzentration wurde fast ausnahmslos im gesamten Ruhrverlauf eingehalten. Ebenso verhielt es sich bei den Belastungen durch organische Kohlenstoffe sowie den Nährstoffen Stickstoff und Phosphor, bei denen die jeweiligen Anforderungen an den guten ökologischen Zustand eingehalten wurden. Für Ammonium-Stickstoff erfolgte die Bewertung auf den ersten 80 Ruhrkilometern sogar mit „sehr gut“.

Essen macht’s klar – weniger Medikamente im Abwasser
Die nachhaltigste und beste Schutzmaßnahme zur Reduzierung von Spurenstoffen in unseren Gewässern ist die Vermeidung an der Quelle. Hierzu sind unter anderem Kommunikationsmaßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung geeignet, wie das gemeinsam mit der Stadt Essen und der Emschergenossenschaft initiierte Forschungsprojekt „Essen macht’s klar – weniger Medikamente im Abwasser“ eindrucksvoll bewiesen hat. 105 der 134 Essener Apotheken haben sich an der Kampagne beteiligt. Durch vielfältige Bildungsmaßnahmen, öffentlichkeitswirksame Werbekampagnen, zahlreiche Veranstaltungen und die institutionelle Verankerung konnte das Wissen um die Belastung des Wassers durch Medikamentenrückstände in der Essener Bevölkerung um gut 26 Prozent gesteigert werden. Nach Erkenntnissen aus einer Bevölkerungsumfrage nahm auch der Konsum von Schmerzmitteln und schmerzstillenden Salben um rund neun Prozent ab. Dieser Weg und weitere verursacherbezogenen Maßnahmen sollten konsequent umgesetzt werden, so wie es auch in der nationalen Spurenstoffstrategie verankert ist.

Im Jahr 2018 wurde das Ruhrwasser auf mehr als 430 organische Spurenstoffe untersucht. Darunter befinden sich Flammschutzmittel, Komplexbildner, Industriechemikalien, Pestizide und Medikamente. Für die Mehrzahl der Stoffe werden die Orientierungs- bzw. Grenzwerte eingehalten. Eine Ausnahme war das Schmerz- und Rheumamittel Diclofenac. Auch wenn die
Grenzwerte derzeit eingehalten werden, sollten unsere Gewässer vor schwer abbaubaren organischen Substanzen besser geschützt werden. Hier gilt es, besonders die Hersteller in die Verantwortung zu nehmen.

Baden in der Ruhr – hygienische Beschaffenheit der entwickelt sich weiter positiv
An der Badestelle Seaside Beach wurden in der Badesaison 2019 die Grenzwerte für E. coli nur an einem (in 2018: an 4 Tagen) und für die intestinalen Enterokokken an keinem Tag (in 2018 an 3 Tagen) überschritten, so dass die gute hygienische Wasserqualität das Baden an 83 von 145 Tagen ermöglichte. Erste orientierende Untersuchungen in der Ruhr auf multiresistenten Bakterien ergaben erfreulich niedrige Belastungen, so dass für Badende kein erhöhtes Infektionsrisiko durch antibiotikaresistente Bakterien besteht. Veterinär- und Humanmedizin, Pharmazeutische Industrie und Landwirtschaft sind dem WHO-Grundsatz „One-Health“ folgend gefordert, die Verbreitung von Resistenzen einzudämmen.

Gewässerverunreinigungen auf historisch niedrigem Niveau
Im aktuellen Berichtsjahr ist dem Ruhrverband und den ansässigen Wasserwerken keine als relevant einzustufende Gewässerverunreinigung gemeldet worden. Erwähnenswert ist allerdings ein Karpfensterben am Baldeneysee. Die überwiegend jüngeren Karpfen waren mit dem Koi-Herpes-Virus infiziert. Das Virus ist für den Menschen ungefährlich. Damit fügt sich auch das neunte Jahr der aktuellen Dekade in eine positive Entwicklung ein: Mit im Schnitt fünf bekannt gewordenen Gewässerverunreinigungen liegen die Jahre seit 2010 deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2009 (13 Vorfälle pro Jahr), 1990 bis 1999 (16 Vorfälle) und 1980 bis 1989 (18 Vorfälle).

AWWR – von der Quelle bis zur Mündung der Ruhr
Die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) ist seit Anfang 2019 mit dem Beitritt der Stadtwerke Winterberg ein Zusammenschluss von nun 18 Wasserversorgungsunternehmen, die als Interessensvertretung für eine mengenmäßig stets ausreichende sowie qualitativ einwandfreie Trinkwassererzeugung im Ruhreinzugsgebiet steht. Mit Winterberg ist die AWWR jetzt durchgängig aufgestellt, von der Quelle der Ruhr bis zu ihrer Mündung. Ihre Mitgliedsunternehmen versorgen insgesamt rund 4,5 Millionen Menschen, Gewerbe und Industrie im Ruhreinzugsgebiet mit Trinkwasser von bester Qualität, im letzten Jahr mit insgesamt 238 Mio. m³.

Klimawandel – Trinkwasserversorgung als wichtiges Zukunftsthema
Der Klimawandel ist belegt und messbar in Deutschland und in unserer Region angekommen. Die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen die für das Berichtsjahr 2018 außergewöhnliche Kombination aus extrem hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen. Der ungewöhnliche Witterungsverlauf hat der Wasserversorgung besondere Leistungen abverlangt. Die trockene Witterung ging insbesondere in den Monaten Juli und August 2018 mit einer großen Hitze einher, in der sowohl Tarif- als auch Großkunden einen extrem hohen Wasserbedarf hatten. Der personenbezogene Wasserbedarf stieg im letzten Jahr von 123 Liter an auf 127 Liter pro Kopf und Tag, nachdem in den Jahrzehnten zuvor eher ein stetiger Rückgang zu verzeichnen war.

Die aktuellen Klimabedingungen bedeuten für die Trinkwasserversorgung, dass längere Phasen der Trockenheit und Dürre überbrückt werden müssen, wodurch der Speicherung von Rohwasser eine noch höhere Bedeutung zukommt. Denn nennenswerte Grundwasservorräte, die für die zentrale Trinkwasserversorgung herangezogen werden könnten, gibt es in unserer Region nicht.

„Das Fließgewässer Ruhr ist Lebensader für die Wassergewinnung. Aus ihr schöpfen die Wasserversorger den Rohstoff für ihre Grundwasseranreicherung. Somit sind die Talsperren des Ruhrverbandes - neben weiteren wichtigen wasserwirtschaftlichen Aufgaben im Ruhreinzugsgebiet – die Vorlieferanten des Rohwassers für die Wasserwerke und gleichen den Wasserbedarf über längere Trockenphasen aus“, erklärt Roland Rüther, Vorsitzender der AWWR, das Zusammenspiel. Auch im sehr trockenen vergangenen Jahr lieferten die Talsperren über den Fluss Ruhr durchgängig und zuverlässig die ausreichenden Mengen der benötigten Ressource Rohwasser für die Wasserwerke an der Ruhr. „Diese lieferten an Spitzentagen bis zu 50 % mehr Wasser als an durchschnittlichen Tagen. Am heißesten Tag im August 2018 haben
die Mitgliedsunternehmen der AWWR gemeinsam rund 950.000 m³ Trinkwasser gefördert – der Durchschnittswert liegt bei 650.000 m³/d“, so Rüther weiter.

Fazit: Die mengenmäßig stets ausreichende und qualitativ einwandfreie Versorgung der Menschen im Ruhreinzugsgebiet mit Trinkwasser wurde auch in 2018 trotz besonderer klimatischer Herausforderungen und daraus resultierender Höchstfördermengen gewährleistet. Im Rahmen der Daseinsvorsorge sind die Talsperren des Ruhrverbandes für eine zukunftsfähige und wirtschaftliche Trinkwasserversorgung in der Region alternativlos.

„Wasserwende“ – Pro Trinkwasser aus dem Hahn
Trinkwasser ist nicht nur das wichtigste Lebensmittel – in Deutschland ist es auch das bestkontrollierte. Die deutsche Trinkwasserverordnung setzt die schärfsten Standards für Trinkwasser weltweit, die flächendeckend noch weit unterschritten werden. Die DIN 2000, die die Leitsätze für die zentrale Wasserversorgung formuliert, beschreibt wie das Trinkwasser aus dem Hahn beschaffen sein muss: „Trinkwasser muss frei sein von Krankheitserregern und darf keine gesundheitsschädlichen Eigenschaften haben. Es muss ferner keimarm sein. Trinkwasser soll der Herkunft nach appetitlich sein und nach der äußeren Beschaffenheit zum Genuss anregen. Es soll daher farblos, klar, kühl, geruchlos sein und gut schmecken. Der Gehalt an gelösten Stoffen soll sich in gewissen Grenzen halten und bei bestimmten Stoffen (Eisen-, Mangan-, organischen und Stickstoffverbindungen u.a.) so gering wie möglich sein. Es soll stets in genügender Menge und mit ausreichendem Druck verfügbar sein.“

Die Stiftung Warentest hat sich die Überprüfung dieser Vorgaben in ihrem jüngsten Testbericht vom 26.06.2019 zur Aufgabe gestellt und kam zu dem Ergebnis, dass die Trinkwasserversorger die Anforderungen in den getesteten Belangen erfüllen und ein einwandfreies Produkt umweltschonend zu den Verbrauchern nach Hause transportieren. Weiterhin gibt Warentest dem
Trinkwasser den Vorzug vor Mineralwässern aus der Flasche vor dem Hintergrund von Kosten, Reinheit und Umweltschutz.

Preis und Umweltschutz nehmen auch einige Organisationen schon länger zum Anlass, in Projekten zur sogenannten „Wasserwende“ auf die Vorteile von Trinkwasser aufmerksam zu machen und auf die Vermeidung von Flaschenwasser hinzuwirken. Denn im Vergleich dazu schont Trinkwasser das Klima deutlich und vermeidet Plastikmüll.

Über das gesamte Bundesgebiet verteilt werden örtliche Wasserversorger (auch AWWRMitgliedsunternehmen) gemeinsam mit einer vom Bundesumweltministerium unterstützen Stiftung, genannt „a tip: tap e.V.“, aktiv bei diesem Vorhaben. In momentan bundesweit zwölf Wasserquartieren wird Bildungs- und Aufklärungsarbeit geleistet, auf bereits bestehende „Refill-
Stationen“ hingewiesen und auf die Schaffung weiterer „Trink-Orte“ hingewirkt.
Durch besagte „Refill-Stationen“ und „Trink-Orte“ – oft auch Trinkbrunnen der heimischen Wasserversorger – soll der Zugang zu Trinkwasser für unterwegs verbessert werden. Auch das Projekt „Refill Deutschland“ ebnet diesen Weg, Trinkwasser immer und überall verfügbar zu machen. Dieser Initiative sind mittlerweile mehr als 4.000 Refill-Stationen im öffentlichen Raum zu verdanken, an denen Trinkwasser in mitgebrachte Wasserflaschen gefüllt und kostenlos frisch und kalt genossen werden kann.

Es geht bei diesen Initiativen natürlich auch darum, die Menschen zu sensibilisieren, zuhause auf einwandfreies Trinkwasser von bester Qualität zurückzugreifen. Die Projekte zeigen auf, dass durch die bequeme Verwendung von Trinkwasser aus dem Hahn aktiv etwas für Klima- und Umweltschutz (Vermeidung von Plastikmüll sowie Einsparung von CO2) und den eigenen
Geldbeutel getan werden kann. Viele der AWWR-Mitgliedsunternehmen fördern diese Bewegungen mittlerweile.

Link zum Herunterladen des Ruhrgüteberichts 2018:
https://www.ruhrverband.de/fileadmin/pdf/presse/wissen/Ruhrguetebericht_2018.pdf

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