Tiefenwasser der Möhnetalsperre muss wieder mit Sauerstoff angereichert werden

Ruhrverband beugt mit dieser Maßnahme einem eventuellen Fischsterben vor

Der Ruhrverband beginnt in den nächsten Tagen mit der so genannten Tiefenwasserbelüftung der Möhnetalsperre. Dabei wird über perforierte Leitungen reiner Sauerstoff in die tiefste und kälteste Wasserschicht, das so genannte Hypolimnion, eingeperlt. Diese Vorsichtsmaßnahme dient dazu, die fischverfügbaren Sauerstoffgehalte in einer Tiefe von unter 20 Metern zu erhöhen und so einem eventuellen Fischsterben vorzubeugen. Pro Stunde werden rund 60 bis 70 Kilogramm Sauerstoff in das Talsperrenwasser eingebracht. Derzeit werden die dafür benötigte Tankanlage aufgebaut und die Zuführ- und Einperlleitungen verlegt.

Dass das Tiefenwasser von Talsperren mit Sauerstoff angereichert werden muss, ist nicht außergewöhnlich. Im vergangenen Jahr hat der Ruhrverband auf diese Weise einem eventuellen Fischsterben in der Henne- und in der Ennepetalsperre vorgebeugt. Die Möhnetalsperre musste zuletzt 2018 belüftet werden. Auslöser ist ein natürliches Phänomen, bei dem sich das Wasser der Talsperre zwischen Frühjahr und Herbst in unterschiedliche Temperaturschichten aufteilt. Das mit etwa 4 °C kälteste und schwerste Wasser verbleibt am Seegrund, an der Oberfläche nimmt die Temperatur im Sommer entsprechend der Lufttemperatur zu. Dazwischen liegt die so genannte Sprungschicht. Dieses relativ stabile System wird erst durch Herbststürme, kühlere Lufttemperaturen und erhöhte Zuflüsse zur Talsperre meist ab Oktober wieder aufgelöst.

Bei bestimmten klimatischen Randbedingungen kann der Sauerstoffgehalt durch sauerstoffzehrende Abbauprozesse des abgestorbenen Phyto- und Zooplanktons so stark abnehmen, dass sich in der Sprungschicht zwischen dem kalten Tiefen- und dem warmen Oberflächenwasser ein nahezu sauerstofffreier „Riegel“ bildet. Da kälteliebende Fischarten lieber im kalten Tiefenwasser der Talsperre bleiben, als durch diese Barriere in Richtung Wasseroberfläche zu schwimmen, besteht die Gefahr eines Fischsterbens, falls der Sauerstoffgehalt auch in der tiefsten Wasserschicht zu stark abnimmt.

Kritisch wird es ab Sauerstoffwerten unter drei Milligramm pro Liter. Die engmaschigen Kontrolluntersuchungen des Kooperationslabors, das der Ruhrverband gemeinsam mit der Emschergenossenschaft und dem Lippeverband betreibt, haben in den vergangenen Tagen darauf hingedeutet, dass diese Werte demnächst erreicht werden könnten. Daher werden nun vorsorglich in den kommenden Wochen bis zu 50 Tonnen Sauerstoff in die Talsperre eingeblasen.

An den anderen Talsperren des Ruhrverbands, die ebenfalls intensiv überwacht werden, besteht nach aktuellen Erkenntnissen keine Gefahr einer zu starken Sauerstoffabnahme. Die geringen Sauerstoffgehalte stehen auch nicht in irgendeinem Zusammenhang mit der Wasserqualität, die in der Möhnetalsperre wie in allen anderen Seen des Ruhrverbands ausgezeichnet ist.

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