Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer bringen Fichten in Gefahr

Höhepunkt des Fichtensterbens wird für das Jahr 2020 erwartet

Der Borkenkäfer hinterlässt charakteristische Fraßspuren im Holz.

Die befallenen Bäume sterben ab und müssen so rasch wie möglich aus den Wäldern entfernt werden. Zurück bleiben ausgedehnte Kahlflächen.

Seit Jahrzehnten prägen ausgedehnte Fichtenbestände das Aussehen unserer Kulturlandschaft – rein rechnerisch ist jeder dritte Baum in deutschen Wäldern eine Fichte. Doch der Klimawandel bringt die häufigste deutsche Baumart in große Gefahr. Das bekommt auch der Ruhrverband zu spüren, dessen rund 3.100 Hektar Fläche umfassender Waldbestand ebenfalls zu gut einem Drittel mit Fichten bewachsen ist.

Ihren Anfang nahm die aktuelle Schadensentwicklung mit Orkan „Friederike“ zu Jahresbeginn 2018. Durch die starken Böen rissen zahlreiche Wurzeln im Boden ab, so dass die flachwurzelnden Fichten in der Folge nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt wurden. Die außergewöhnlichen langen und trockenen Sommer 2018 und 2019 setzten die Fichten zusätzlich unter Wassermangelstress und machten sie dadurch extrem anfällig für den Borkenkäferbefall. In Jahren mit guter sommerlicher Wasserversorgung hingegen kann die Fichte Schadinsekten durch so genanntes Ausharzen meist selbständig abwehren.

Innerhalb von nur zwei Jahren sind beim Ruhrverband kalamitätsbedingt rund 50.000 Kubikmeter Fichtenholz angefallen, die aufgearbeitet und vor dem Hintergrund des übersättigten Absatzmarktes vermarktet werden mussten. Das ist mehr als eineinhalb Mal so viel, wie bei der nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes genutzt worden wäre. Dabei wird der Höhepunkt des massenhaften Fichtensterbens voraussichtlich erst für das Jahr 2020 erwartet. Und auch in den Folgejahren wird der heimische Holzmarkt mit großen Schadholzmengen konfrontiert sein.

Hinzu kommt, dass die extrem trockenen Sommer auch anderen Baumarten zusetzen: Besonders in Buchenbeständen werden in den kommenden Jahren massive Schäden auftreten. Allerdings ist der Flächenanteil der Buche in den Wäldern des Ruhrverband mit 16 Prozent eher gering.

Die Wiederbewaldung der Flächen, von denen die Fichte verschwunden ist, wird den Forstbetrieb des Ruhrverbands in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen stellen. Um die Wälder auf den Klimawandel besser vorzubereiten, werden standortangepasste Baumarten wie die heimische Eiche und Lärche gepflanzt, aber auch Baumarten wie Esskastanie, Walnuss und Douglasie werden unsere zukünftigen Waldbilder berreichern. Das vertraute, von ausgedehnten Fichtenbeständen geprägte Waldbild des Sauerlands wird sich daher in den kommenden Jahren nachhaltig verändern.

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