Kein Einsatz von Insektenbekämpfungsmittel BTI am Nasslager in Möhnesee-Günne

Fachleute befürchten negative Auswirkungen auf das Gewässer durch biologisches Insektizid

Die Borkenkäferplage hat waldreichen Regionen wie dem Sauerland bereits im Jahr 2018 erhebliche Mengen an Schadholz beschert. Der Sturm im März 2019 hat die Situation noch weiter verschlechtert, da zusätzlich große Mengen an Fichten umgestürzt sind. Um diese Windwurfmenge so rasch wie möglich aus den Wäldern zu entfernen und damit den Holzmarkt zu entlasten, waren unter anderem entsprechende Lagerkapazitäten dringend notwendig. Der Ruhrverband hat daher einem ortsansässigen holzverarbeiten-den Betrieb sowie verschiedenen Gemeinden eine Fläche unterhalb des Ausgleichsweihers in Möhnesee-Günne zur Verfügung gestellt, die nach dem Orkan „Kyrill“ zur konservierenden Aufbewahrung des damaligen Sturmholzes eingerichtet worden war. Gemäß entsprechender Genehmigung durch den Kreis Soest wurde hier im Frühjahr 2019 erneut ein Nasslager eröffnet.

Da es beim damaligen Betrieb des Nasslagers nach „Kyrill“ zur Bildung von Pfützen gekommen war, in denen sich Stechmücken gebildet hatten, hat der Ruhrverband als Eigentümer der Fläche dieses Mal erhebliche Sorgfalt auf die Vermeidung stehender Pfützen verwandt. Mithilfe von Gradern und Baggern wurde das Erdreich nach der Holzeinlagerung so profiliert, dass Pfützen gar nicht erst entstehen konnten. Abflussrinnen wurden angelegt. Außerdem wurde, um den Abstand zu den nächstgelegenen Wohnhäusern möglichst groß zu halten, nicht die gesamte genehmigte Lagerfläche mit Stämmen belegt. Die Maß-nahmen, die einen erheblichen Zusatzaufwand erzeugt haben, brachten den gewünschten Erfolg: Von einer erneuten Massenentwicklung von Stechmücken blieben die Anwohner sowie die Nutzer des angrenzenden Sportplatzes in diesem Jahr verschont.

Eine massenhafte Entwicklung der so genannten Fenstermücke (Sylvicola fenestralis) konnte durch die genannten Maßnahmen allerdings nicht verhindert werden. Sie bevorzugt als Brutstätte anstelle von stehenden Wasserflächen nämlich feuchtes, sich zersetzendes organisches Material und fand daher im Nasslager ideale Lebensbedingungen. Diese Mückenart, die weder sticht noch Blut saugt, spielt im ökologischen Gefüge eine bedeutende Rolle als Nahrung für Singvögel, Fledermäuse, Libellen, Spinnen, Kleinfische und Amphibien. Ein äußeres Zeichen sind die vielen Schwalben, die über dem Nasslager kreisen.

Für die Menschen in den benachbarten Häusern ist das massenhafte Auftreten der Fenstermücken trotz ausbleibender Stiche unangenehm, da diese Mückenart gern Lichtquellen anfliegt und daher von erleuchteten Fenstern angezogen wird. Der holzverarbeitende Betrieb, der das Nasslager betreibt, hat den Anwohnern daher bereits angeboten, Insektengitter für ihre Fenster zu bezahlen.

Den Einsatz eines gegen Fenstermücken wirkenden Insektenbekämpfungsmittels hat der Ruhrverband intensiv prüfen lassen. Allerdings kamen die Fachleute für Gewässerökologie und Fischbiologie zu dem Schluss, dass das Mittel BTI (Bacillus thuringiensis israelensis), ein spezifisch auf Mückenlarven wirkendes Eiweiß, vor dem Hintergrund der drohenden ökologischen Auswirkungen nicht in Frage kommt. BTI wäscht sich bei Niederschlag aus und würde daher in die Möhne gelangen, die weiter flussabwärts durch das Wasserschutzgebiet des Wasserwerks Möhnebogen, das Landschaftsschutzgebiet Enser See und weitere renaturierte Bereiche fließt. Etwaige negative Folgen für die Trinkwassergewinnung wären daher ebenso wenig auszuschließen wie ein Verlust der Artenvielfalt, da viele Tiere in den Biotopen entlang der Möhne auf Mücken als Nahrungsquelle angewiesen sind. Der Ruhrverband wird daher vom unverhältnismäßigen und in seinen Konsequenzen nicht absehbaren Einsatz des biologischen Stoffs BTI absehen.

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