Betrachtungen zur Umgestaltung der Kleinen Henne

Die Kleine Henne ist ein rund 18 km langes Fließgewässer im nördlichen Sauerland. Es entspringt in der Nähe der Gelmecker Segge und mündet in der Ortslage von Meschede in die Henne, die sich nach einem weiteren Fließweg von einem Kilometer mit der Ruhr vereinigt.

Mit der (Neu)Errichtung der Hennetalsperre in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts war auch die Schaffung eines Beileitungssystems zur Vergrößerung des Talsperreneinzugsgebietes verbunden. Große Teile des Einzugsgebiets der Brabecke sind über den Brabeckestollen nördlich von Bonacker an die Kleine Henne angeschlossen. Nach ca. 3,2 km Fließweg übernimmt der Hennestollen bei Drasenbeck die Weiterleitung des der Hennetalsperre zugeführten Wassers über den Horbach. Da in dieser als Beleitungsabschnitt bezeichneten Gewässerstrecke teilweise erhöhte Wassermengen abfließen, ist sie zu deren schadlosen Abführung technisch in Form eines streng geometrischen Trapezprofils ausgebaut. Zudem unterbrechen zwölf Querbauwerke mit Absturzhöhen von bis zu 1,50 m die Durchgängigkeit der Kleinen Henne im Verlauf dieser Fließstrecke.

Da der Ruhrverband für diesen Abschnitt der Kleinen Henne gewässerunterhaltungspflichtig ist, hat er sich daher damit auseinandergesetzt, wie hier den Zielvorgaben der EG-WRRL nachgekommen werden kann. Im Ergebnis einer Betrachtung verschiedener Maßnahmenvarianten stellte sich eine Entfernung von vier Querbauwerken und eine deutliche Verbreiterung des jetzigen Abflussprofils im Abschnitt vom Fassungsbauwerk Drasenbeck bis zur Einmündung des Willohsiepen als sinnvollste Maßnahme heraus. Dazu sind die Sohl- und die Böschungsbefestigung zu beseitigen und ein neues ist Gewässerprofil anzulegen. Dieses ist so zu gestalten, dass auch bei hohen Abflüssen (verstärkt durch die Überleitung aus dem Einzugsgebiet der Brabecke) die Sohlschubspannungen nur so hoch sind, dass kein übermäßiger Substrattransport stattfindet. Eine eigendynamische Entwicklung wird angestrebt, die jedoch mit Blick auf den Materialtransport wegen der Überleitung eines Großteils des Abflusses über den Hennestollen in die Hennetalsperre ihre Grenzen haben muss. Zur Umgehung des aus betrieblicher Sicht weiterhin erforderlichen Fassungsbauwerks Drasenbeck ist ein Fischaufstieg anzulegen.

Die Realisierung dieser Maßnahmen bedingt jedoch die Bereitstellung zusätzlicher Flächen, die derzeit landwirtschaftlich genutzt werden. Bislang konnte der Ruhrverband lediglich eine Teilfläche erwerben, für die ein konkretes Projekt zur Umgestaltung der Kleinen Henne erarbeitet wurde. Die vertiefte Erörterung dieser Planung mit der Bezirksregierung Arnsberg und dem Hochsauerlandkreis zeigte jedoch auf, dass unter den bestehenden Restriktionen auf dem nur kurzen, für eine Umgestaltung nutzbaren Gewässerabschnitt ein sinnvolles Verhältnis zwischen ökologischem Nutzen und finanziellem Aufwand nicht zu erzielen ist. Daher wird von einer Realisierung dieses Projekts zunächst abgesehen, bis mit der Verfügbarkeit weiterer gewässernaher Flächen eine großräumigere Veränderung der Kleinen Henne auf der Strecke zwischen der Einmündung des Willohsiepen bis zum Fassungsbauwerk Drasenbeck möglich ist.