Renaturierungsmaßnahmen am Sprockhöveler Bach – Verbesserung des ökologischen Potentials unter schwierigen Randbedingungen

Der ca. elf Kilometer lange Sprockhöveler Bach liegt im westlichen, dicht besiedelten Teil des Ruhreinzugsgebietes. Er ist Bestandteil des Gewässersystems des Paasbachs, der bei Hattingen in die Ruhr mündet. Im Oberlauf fließt der Sprockhöveler Baches im Wesentlichen durch ländlich geprägte Gebiete mit kleineren Wäldern, ausgedehnten Wiesen und Weidenflächen sowie vereinzelten Ackerflächen. Im Bereich der Ortslage Niedersprockhövel ist das Gewässer über ca. zwei Kilometer durch senkrechte Betonwände, höhere Abstürze, Betonhalbschalen und tiefe Einschnitte sehr stark überformt.

Diese anzutreffenden strukturellen Veränderungen haben zu einer Verarmung der Lebensgemeinschaft im Gewässer geführt. Zur Verbesserung dieser Verhältnisse hat die Stadt Sprockhövel bereits im Jahr 2009 den Ruhrverband mit der Planung und Umsetzung von Gewässerentwicklungsmaßnahmen beauftragt. Noch im gleichen Jahr konnte auf dem Grundstück eines Privateigentümers ein erstes Projekt zum Abschluss gebracht werden. Dort verlief der Sprockhöveler Bach in einem kastenartigen, teilweise nur ca. 1,30 m breiten Abflussprofil mit seitlichen senkrechten Wänden Beton oder Mauerwerk.  Durch die Aufweitung des Abflussprofils, die Abflachung der Böschungen und die Anordnung natürlicher Ufergehölze konnte an dieser Stelle eine deutliche Aufwertung des Gewässers erreicht werden.

Etwa hundert Meter unterhalb unterbrach bis zum Jahr 2012 ein dreistufiges, mehr als zwei Meter hohes Querbauwerk die Durchgängigkeit des Sprockhöveler Bachs. Trotz der zu beiden Seiten des Gewässers dicht angrenzenden Wohnbebauung war die Beseitigung dieses Wanderungshindernis unter Beachtung des typischen Längsgefälles eines kleinen Talauebachs möglich. Hierzu wurde von der Unterwasserseite her die Gewässersohle angehoben und oberhalb des ursprünglichen Querbauwerks erfolgte eine Eintiefung des Gewässerverlaufs. Diese Tieferlegung der Gewässersohle erforderte allerdings auf Grund der alten und neuen Wohnbebauung eine beidseitige Sicherung des Sprockhöveler Bachs durch senkrechte Stützwände in Form von Gabionen. Seit Anfang des Jahres 2013 fließt der Sprockhöveler Bach auch an dieser Stelle wieder in einem natürlichen Gewässerbett.

Nach zwischenzeitigen Maßnahmen zur Verbesserung der Laufentwicklung und der Sohlstrukturen an verschiedenen urban geprägten Stellen des Sprockhöveler Bachs stand im Jahr 2016 die Auflösung von drei dicht aufeinander folgenden weiteren Querbauwerken, die eine Absturzhöhe von insgesamt zwei Metern aufwiesen, im Vordergrund der Aktivitäten.

Durch die nur eingeschränkte Flächenverfügbarkeit konnte dies nur in Form eines Umgehungsgerinnes für einen Teilabfluss des Sprockhöveler Bachs erfolgen. Dieser mit einem Gefälle von 2,4 % bis 4,0 % errichtete neue Gewässerverlauf führt alle Abflüsse bis etwa zum einjährigen Hochwasser ab. Das darüber hinaus ankommende Wasser nutzt weiterhin den derzeit vorhandenen befestigten Gewässerabschnitt.

Unmittelbar oberhalb dieser neu geschaffenen Gewässerdurchgängigkeit ist im Jahr 2018 ein weiterer etwa 200 Meter langer Abschnitt des Sprockhöveler Bachs wieder naturnah umgestaltet worden und hat damit verbesserte Habitateigenschaften für Flora und Fauna geschaffen. Mit der Umsetzung dieser Maßnahme sind in der Ortslage Niedersprockhövel die gewässerstrukturellen Arbeiten am Sprockhöveler Bach vorerst zum Abschluss gekommen.